, Pius Rogenmoser

In Erinnerung an Marcel Dougoud - 1940 bis 2020

Am ehemaligen BaZ-Standort an der Hochbergerstrasse in Kleinbasel haben Marcel und sein Bruder René ihre Jugendjahre verbracht. Im Garten des Elternhauses haben sie oft den Krummstock geschwungen.

Durch seine Mitgliedschaft beim Blauen Kreuz, dessen Maxime Marcel zeitlebens hochhielt, lernte er den Hockeysport kennen und kam im Alter von 10 Jahren so zum BHC. Dank Verbindungen aus der Hockeyfamilie konnte er beim Ingenieurbüro Bornhauser in Muttenz eine zweite Berufsausbildung als Tiefbauzeichner absolvieren. Zusammen mit seinem Bruder René lernte er dort René Weder kennen, der einige Jahre später auch eine Ausbildung zum Tiefbauzeichner machte. Alle drei spielten für den BHC viele gemeinsame Matches in der 1. Mannschaft. René Weder sammelte später Punkte und Sterne als Spitzenkoch im Restaurant Sternen in Walchwil. (1 Stern „Guide Michelin“ und 16 Punkte „Gault Millau“) Von Zeit zu Zeit schlemmte ein kleines BHC-Senioren-Grüppchen in Walchwil, u.a. Zimbi und Döse.

1959 spielte Marcel beim ersten Schweizer Hallenhockey-Turnier, darunter auch in der MUBA-Halle. Die im Spielfeld verlegten Eisenbahnschienen, verfüllt mit Gummi, nahm man als gegeben hin. Ebenso dass die Hallen im Winter bitterkalt zum Spielen waren. 1961 – im Jahr des 50-jährigen Jubiläums des BHCs – war Marcel mit 21 Jahren bereits im Vorstand. Er spielte schon länger in der 1. Mannschaft und war auch Mitglied der BHC-Jubiläums-Reisemannschaft nach Paris im Jahre 1962. 50 Jahre später, er war schon lange Ehrenmitglied beim BHC, konnten wir zusammen das 100-jährige Bestehen unseres Vereins feiern. Schon fast selbstverständlich wirkt es aus heutiger Sicht, dass er am 75-jährigen Jubiläum ebenso im OK mitwirkte, Zimbi war übrigens OK-Chef. Allein dieser Bereich „Jubiläen“ zeigt, wie Marcel sich ein halbes Jahrhundert eingebracht hat, von den unzähligen Grümpeli, Lagern und Turnieren ganz zu schweigen. Marcel war auch neben dem Hockeyplatz sehr engagiert und pflegte viele wichtige Kontakte fürs Hockey. „Brüder im Geiste“ fand er beim Sportamt in Basel durch seinen Beruf bei den Bauverwaltungen in Arlesheim und später in Aesch.

Ende der 60er Jahre gelang es Marcel, eine erfolgreiche Juniorenmannschaft zu formen, mit welcher er die ersten Junioren-Schweizermeistertitel feiern konnte. Dies war der Beginn seiner langen und bewegten Trainerlaufbahn. Marcel hatte ein gutes Auge für talentierte Hockeyspieler, konnte aber auch sehr direkt seine Meinung kundtun. Es gelang ihm, den Erfolg in die 1. Mannschaft hochzubringen, was mit dem Aufstieg in die NLA gefeiert werden konnte. Ende der 70er Jahre führte dies zur ersten grossen Erfolgswelle des Basler Hockey Club 1911. Mehrere Schweizermeister-Titel auf dem Feld und in der Halle, Cupsiege und zwei Teilnahmen am Europacup auf dem Feld (in Den Haag und Barcelona) gab es zu vermelden. Den Haag als erste Europacupteilnahme des BHC blieb mir nicht nur vom Erlebnis her unvergesslich, auch die Anreise war speziell. Dank Verbindungen zur „Balair“ gelang es Hanspeter Dreier und Christoph Schramm, für die Hinreise eine DC 6 zu organisieren. Den Höhenpunkt seiner Karriere erreichte Marcel in den späten 70er und frühen 80er Jahren als Trainer der Schweizerischen Nationalmannschaft der Herren. Diese Herausforderung führte ihn nach Rom, Wien, Barcelona und mit den Junioren nach München an die Olympischen Spiele – um nur einige Destinationen zu nennen. Das Highlight war die 14-tägige Reise nach Johannesburg (Südafrika).

In der verschworenen Welt der Hockeyaner hatte auch die Liebe zu Olga ihren Ursprung. Marcel trainierte das BHC-Damen-Team (nicht die Dybli!), wo Olga mit ihrer Schwester Erika trainierte. Mit den beiden Töchtern Nicole und Jaqueline war das Familienglück alsdann komplett. Erika redigierte die BHC Club-Nachrichten in den 60-er Jahren. Olga, Miryam Dreier und Heidi Zimmermann bildeten eine eingeschworene Küchencrew im Hockey-Lager, seinerzeit noch in Arosa, oder an den BHC-Grümpeli.

Und noch etwas Typisches von Marcel: Derart ins Hockey vertieft, während er uns für ein Spiel nach Luzern fuhr und wir erst bei der Ausfahrt Langenthal realisierten, dass wir in Egerkingen falsch gefahren sind. Er war es auch, welcher an all den gemeinsamen Turnierabenden immer propagierte: nicht trinken, nur nippen …  vielleicht ein Überbleibsel aus den Blaukreuz-Zeiten.

Infolge eines tragischen Asthmavorfalls von Tochter Nicole unterstützte er die Familie über Jahre bei der intensiven Pflege bis zu ihrer Erlösung. In dieser schweren Zeit zog sich Marcel auch vom Hockey zurück. Im November 2001 ging Marcel frühzeitig in Rente, blieb aber zeitlebens polysportiv in Bewegung mit Hockey, Langlauf, Tennis und Badminton. Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, dass Marcel sich mehrere Male über seine Rückenschmerzen geäussert hat, die er nach einem Hockeygrümpeli trotz Physio nicht mehr loswerden wollte. Als dann sein Physio auf einen Arztbesuch pochte, erhielt er die schreckliche Diagnose Leukämie.

So begann ein Jahr nach der ersten AHV-Rente seine Odyssee von Therapien und Spitalaufenthalten mit zwei Stammzellentherapien. Sein Bruder René war einer der Spender. Es wäre nicht Marcel gewesen, hätte er sich nicht jedes Mal wieder zurückgekämpft. In der Sektion „Badminton“ des Sportclubs Roche, damals noch unter der Leitung von Richi D’Souza, spielte Marcel jeden Freitagabend mit weiteren BHC-Senioren Badminton. Bis vor Corona war Marcel regelmässiger Gast im Badminton. Noch dieses Jahr war er mit der Wandergruppe Aesch unterwegs. Aufzuzählen, was Marcel geleistet und wie er sich ein Leben lang mit viel Herzblut für den BHC engagiert hat, ist schlicht unmöglich.

Seine Verdienste für den BHC sind riesig, er hat den BHC mit aufgebaut und in seiner Zeit massgebend geprägt. An dieser Stelle möchte ich mich bei Marcel bedanken für all sein Engagement, seine Zeit und seinen Geist, welchen er in über 60 Jahren in unseren Verein hineingetragen hat.

Marcel war ein treuer und immer gern gesehener Gast an unseren Heimspielen, Events oder GVs. Auch wenn die Varia von ihm manchmal fast etwas überstrapaziert wurden. Diesen Herbst verschlechterten sich die Blutwerte so sehr, dass ein Spitalaufenthalt unabdingbar wurde. Seine schwindenden Kräfte reichten jedoch nicht mehr um, sich ein weiteres Mal zurückzukämpfen.

Olga und Jaqueline entbieten wir unser herzliches Beileid, verbunden mit Zuversicht und viel Kraft in dieser schweren Zeit.